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Autorenbildnannieppner

Sanfte Nase, starke Schulter - Geborgenheit auf vier Hufen




Sanft streicht er ihm über die Pferdenase. "Hier ist er besonders weich!" "Ja, das stimmt. Weich und vorsichtig." Er lehnt seine Wange an den Rand der Nüstern, kann den Atem des Pferdes spüren. Seine Wärme. Seine Ruhe in der Atmung. Kann das frisch gekaute Gras riechen, sieht wie der Kaumuskel sich bewegt. Traut sich dorthin zu fassen und lässt dann seine Hände dort liegen, um noch mehr zu spüren. Mehr Geborgenheit. Mehr Vertrauen, das er dem Pferd und das Pferd ihm entgegen bringt. Er schließt seine Augen, lässt sich von den Tasthaaren kitzeln, lächelt und weint dann. Still, am liebsten heimlich. Das Pferd steht ganz ruhig, atmet leise, spürt seine Trauer. Lässt sie zu. Bewertet sie nicht.


Nicht so wie die Jungs in seiner Wohngruppe. Alle Älter. Oder die in der Schule, die ihn Baby nennen, wenn er plötzlich von der Trauer überrannt wird und weinen muss. Deshalb greift er oft zu Gewalt, wenn er spürt, dass die Tränen an die Oberfläche wollen. Beim Pferd muss er das nicht. Dort kann er ganz sanft sein. So wie er eigentlich ist. Er kann traurig sein, so wie er sich eigentlich fühlt, seit sein Vater gestorben ist. Seit seine Mutter in ihrer Dunkelheit lebt und sich nicht mehr um ihn kümmern kann. Jetzt kümmert er sich um das Pferd. Kümmern ist Liebe. Und Liebe ist ja das einzige, was er möchte.


Das Pferd als Partner in der Trauerbewältigung. In der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die Beziehungsabbrüche und Verluste erlebt haben. Als Therapeut bei Traumatisierung.

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